Bus steht in der Altstadt von Ulm. Bus steht in der Altstadt von Ulm.

So will Baden-Württemberg den öffentlichen Verkehr stärken

130 ÖPNV-Maßnahmen für die Zukunft

Der öffentliche Verkehr ist ein wichtiger Schlüssel für die Mobilitätswende. Um bis 2040 klimaneutral zu werden, will Baden-Württemberg daher seine Fahrgastzahlen bis 2030 verdoppeln. Der ÖPNV soll dafür massiv ausgebaut werden. Wie genau – das geht aus einem Strategiepapier der Landesregierung hervor.

Im Jahr 2030 sollen in Baden-Württemberg doppelt so viele Menschen Bus und Bahn fahren. Um dieses Ziel zu erreichen, soll der öffentliche Verkehr stark ausgebaut werden und somit attraktiver für Fahrgäste werden – und zwar nicht nur für Menschen in der Stadt, sondern auch für diejenigen, die auf dem Land leben. Dafür wurden in einem Strategiepapier rund 130 Maßnahmen definiert. Zu den Kernmaßnahmen zählen folgende Punkte:

Mobilität garantieren

Ein wichtiger Bestandteil der baden-württembergischen ÖPNV-Strategie ist die Mobilitätsgarantie. Das bedeutet, dass Bus und Bahn flächendeckend und massiv ausgebaut werden sollen. Das passiert durch Fahrplan- und Taktverdichtungen.

Verkehrsminister Winfried Hermann erklärt hierzu: „Mit der Mobilitätsgarantie als verlässliches Angebot im öffentlichen Verkehr von 5 bis 24 Uhr wollen wir sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum den ÖPNV als attraktives Angebot aufwerten und damit einen deutlichen Anreiz zum Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn setzen. Bis 2026 müssen wir sicherstellen, dass man mit Bus und Bahn zuverlässig und nachhaltig unterwegs sein kann – im Ballungsraum mindestens alle 15 Minuten und im ländlichen Raum mindestens alle 30 Minuten.“

ÖPNV-Angebot ausbauen

In Zukunft will Baden-Württemberg nicht nur auf den klassischen Linienverkehr setzen. Vor allem in Gegenden und zu Zeiten, in denen die Verkehrsnachfrage schwächer ist, sollen flexible Mobilitätsangebote zum Einsatz kommen – allen voran On-Demand-Verkehre. Damit sind Fahrzeuge gemeint, die bei Bedarf und Abruf verfügbar sind. Fahrgäste geben ihre Vorbestellung via App oder Telefon ab. Sie werden an einem individuellen Startpunkt abgeholt und am Wunschziel abgesetzt. Nutzer*innen sind dabei auch nicht ausschließlich alleine unterwegs. Mitfahrer*innen, die dasselbe oder ein ähnliches Ziel haben, können ein- und zusteigen. In vielen Gegenden – nicht nur in Baden-Württemberg – sind On-Demand-Verkehre bereits gestartet.

Digitalisierung nutzen

Digitalisierung kann Bus- und Bahnfahren angenehmer gestalten und so den Zugang zum öffentlichen Verkehr vereinfachen. Das betrifft mitunter den Bereich des Ticketing. In Baden-Württemberg passiert das mit der Einführung und Entwicklung des E-Ticket-Systems.

Das E-Ticket ist ein elektronischer Fahrschein, der bargeldlos funktioniert. Zukünftig sollen Fahrgäste darüber auch über eine Check-in/Check-out-Option verfügen. Das bedeutet sie checken sich beim Einsteigen via App ein und beim Aussteigen wieder aus. Pro Tag wird anhand aller stattgefundenen Fahrten abgerechnet. Ermittelt wird dabei automatisch der beste Preis. Perspektivisch soll der Zeitraum außerdem ausgedehnt werden. Auf diese Weise können dann langfristig auch Zeitkarten berücksichtigt werden.

Preis-Leistungs-Verhältnis verbessern

Damit mehr Fahrgäste in Zukunft Bus und Bahn fahren, ist es wichtig, dass ÖPNV-Nutzer*innen gute Verkehrsleistungen für den bezahlten Tarif bekommen. Maßnahmen wie ein stark ausgebautes Angebot oder günstigere und verständlichere Tarife münzen darauf ein.

Das Verkehrsministerium in Baden-Württemberg will daher beispielsweise Preisvergünstigungen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene einführen und Schüler-, Auszubildenden-, Studierenden- und Jugendtickets zum Preis von 365 Euro pro Jahr mit landesweiter Fahrtmöglichkeit anbieten.

Bei der Einführung eines landesweiten 365-Euro-Jugendtickets geht es auch schon voran. Erste Eckpunkte wurden bereits in einer digitalen Infoveranstaltung vorgestellt. So soll das Ticket in allen Verkehrsmitteln des baden-württembergischen ÖPNV gelten. Berechtigt sind Personen bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres ohne Ausbildungsnachweis sowie Personen bis zum Alter von einschließlich 27 Jahren, die studieren, in Aus- oder Weiterbildung sind oder einen Freiwilligendienst leisten.

Ob und wann der ÖPNV-Booster in einem Verbund eingeführt wird, entscheiden die örtlichen Gremien. Ziel ist es, das Jugendticket flächendeckend einzuführen. Das Land Baden-Württemberg übernimmt dabei 70 Prozent der anfallenden Kosten, die restlichen 30 Prozent müssen von den Stadt- und Landkreisen als Eigenanteil aufgebracht werden.