Ukrainische Flüchtrlinge am Berliner Hauptbahnhof Ukrainische Flüchtrlinge am Berliner Hauptbahnhof

Verkehrsunternehmen unterstützen ukrainische Flüchtlinge

Fahren, helfen, impfen

Verkehrsunternehmen und -verbände stellen sich gegen Krieg und Gewalt und zeigen sich solidarisch mit der Ukraine. Geflüchteten wird derzeit die Hilfe der Branche in unterschiedlichen Formen zuteil.

Die Unterstützung, welche die Verkehrsbranche Menschen in und aus der Ukraine zukommen lässt, geht über die reine Beförderung der Menschen hinaus – das erklärt Ingo Wortmann, Präsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV): „(…) Für unsere Mitarbeitenden sind außergewöhnliche Belastungen und kritische Situationen im Job nicht ungewöhnlich, daher leisten sie aktuell bei der Ankunft und Aufnahme der Geflüchteten vor Ort oft Hilfestellungen jeglicher Art. Das freiwillige Engagement unserer Kolleginnen und Kollegen, das weit über die dienstliche Tätigkeit hinausgeht, ist dabei außerordentlich und nicht hoch genug einzuschätzen. Ich möchte allen Unternehmen und ihren Mitarbeitenden ganz herzlich dafür danken.“ Der Branchenverband untermauerte seine Solidarität mit der Ukraine in einer eigenen Resolution, in dem konkrete Hilfsmaßnahmen formuliert werden.

Verkehrsunternehmen fahren, helfen, impfen

Wie Menschen aus der Ukraine genau geholfen wird? Die Branche hilft Bund, Ländern und Kommunen dabei, den zunehmenden Flüchtlingsstrom zu bewältigen. Verkehrsunternehmen sind dafür vor allem an Haupt- und Omnibusbahnhöfen im Einsatz, um die dort ankommenden Menschen zu weiteren Zielen zu befördern. Das sind zum Beispiel Erstaufnahmezentren, Sammelstellen oder auch schon erste konkrete Unterkünfte.
Darüber hinaus stellen Verkehrsunternehmen Impfbusse bereit, damit Ukrainer*innen sich gegen Covid-19 impfen lassen können. „Wir fahren, informieren, helfen, impfen und vermitteln“, so Wortmann. „Auf der langen Strecke an und über die Grenze kommen die Bahnen und Reisebusse zum Einsatz. Die Feinverteilung in den Städten und Kommunen übernehmen die ÖPNV-Fahrzeuge. Darüber hinaus bringen die Güterbahnen dringend benötigte Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische Grenze und bis in die Ukraine.“

Um die Beförderung von Geflüchteten zu koordinieren und Kapazitäten von Personal sowie Fahrzeugen bestmöglich einzusetzen, wurden auf Verbandsebene drei Maßnahmen getroffen. Das sind:

1. Ukrainische Flüchtlinge fahren kostenlos Bus und Bahn

Ob S-Bahn, U-Bahn, Straßenbahn oder Busse: Ukrainerinnen und Ukrainer, die aufgrund des Krieges aus ihrem Land geflüchtet und nach Deutschland eingereist sind, können hier kostenlos alle Fahrzeuge des Öffentlichen Personennahverkehrs und Schienenpersonennahverkehrs nutzen. Das haben die über 600 im Branchenverband VDV organisierten Verkehrsunternehmen und Verbünde beschlossen. Von Chemnitz und Leipzig über Kassel und Frankfurt am Main bis hin nach Dortmund oder Aachen: Geflüchtete zeigen für die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs ihren ukrainischen Ausweis anstatt eines Fahrscheins vor. Analog gilt das auch im Fernverkehr: Hier können Flüchtlinge gegen Vorzeigen des Ausweises sogenannte „Null-Euro-Tickets“ erhalten. Bei der Deutschen Bahn etwa heißt dieses Ticket „helpukraine“. Es sichert kostenfreie Weiterfahrten im Nah- und Fernverkehr und zu jedem deutschen Bahnhof.

2. Einsatz an Grenze und Bahnhöfen

Darüber hinaus stellen Verkehrsunternehmen zusätzliche Fahrzeuge und zusätzliches Fahrpersonal zur Verfügung – zum einen an und hinter der deutschen Grenze, zum anderen an den Ankunftsorten der Geflüchteten in Deutschland, was in der Regel größere deutsche Bahnhöfe sind.

Am Bahnhof werden die Geflüchteten in Empfang genommen und verteilt. Frauen, Kinder oder ältere Männer werden zu Ankunftszentren oder zu anderen Zielen gebracht. Nur ein Beispiel neben weiteren Verkehrsunternehmen: DB Regio stellt 300 Busse zur Verfügung, mit denen bis zu 13.000 Menschen täglich befördert werden können. Die Busse verkehren nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch schon zwischen Warschau und Deutschland und in Richtung anderer europäischer Nachbarländer.

 

 

Tausende Flüchtlinge kommen Tag für Tag allein am Berliner Hauptbahnhof an. Auch Mitarbeitende der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) helfen beim Empfang, bei der Betreuung und bei der Beförderung der Geflüchteten – zum Beispiel zu den Berliner Erstanlaufstellen oder den bereitgestellten Unterkünften. Konkret in Zahlen heißt das unter anderem:

  • Seit dem 28. Februar finden zur Unterstützung der Geflüchteten und auf Anforderung des Senats bis zu 40 Fahrten am Tag statt.
  • Bis zu sieben Mitarbeiter*innen organisieren in der Leitstelle den Verkehr vor Ort.
  • Sicherheitskräfte der BVG lenken Menschenströme und sichern den Bahnhof, die Beförderung und die Versorgung. Dafür sind verteilt auf drei Schichten je zwölf Mitarbeitende im Einsatz – rund um die Uhr.
  • Alle 140 Fahrdienste wurden durch Fahrer*innen besetzt, die sich freiwillig dafür gemeldet haben.
  • Die BVG hat zusätzlich fünf Reisebusse angemietet. Diese bringen die Geflüchteten ins Brandenburger Umland.

Viele BVG-Mitarbeitende packen außerdem auch in ihrer Freizeit tatkräftig mit an. Vorstandsvorsitzende Eva Kreienkamp erklärt: „Ich bin dankbar, solch beherzte Kolleginnen und Kollegen zu haben. Als es darauf ankam, waren sie sofort zur Stelle, um freiwillig oder sogar ehrenamtlich zu helfen. Und zwar über ihre Tätigkeiten im Unternehmen und die Stadtgrenzen hinaus.“

Schienenbrücke in die Ukraine

Zusätzlich verkehren Personenzüge über die eigene Landesgrenze hinaus. Auf diese Weise können Geflüchtete an der ukrainischen Grenze nach Deutschland oder in andere europäische Städte gefahren werden. Unterstützung wird der Ukraine durch die Verkehrsunternehmen aber nicht nur im Personenverkehr zuteil, sondern auch im Güterverkehr. Dieser transportiert dringend benötigte Hilfsgüter an die ukrainische Grenze.

Die DB Cargo und die DB Schenker haben sich beispielsweise zusammengetan und ein Logistiknetzwerk sowie einen Hilfskorridor für humanitäre Güter aufgebaut. Über eine Schienenbrücke werden so Spenden in die Ukraine gebracht. Darunter Lebensmittel, Trinkwasser, Sanitärartikel, Kleidung, Schlafsäcke, Isomatten und medizinische Produkte.

Auch Bürger*innen können Spenden abgeben. Diese werden in Container verpackt und per Güterzug in die Ukraine gefahren. Sammelstellen befinden sich hierfür in Hamburg, Köln, Lehrte, Mannheim, Nürnberg, München und Seddin bei Berlin. Der erste Containerzug ist bereits am 11. März gestartet – vom Rangierbahnhof Seddin über Krakau Richtung Kiew.

Resolution

Neben den Maßnahmen, die den Menschen in und aus der Ukraine helfen, hat der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen im Namen der Branche außerdem eine Resolution verabschiedet. In dieser wird der Angriff Russlands auf das Schärfste verurteilt und betont: „Unsere Branche, in der über 300.000 Mitarbeitende aus aller Welt beschäftigt sind, steht für Vielfalt, Freiheit und Gemeinschaft. In den Verkehrsunternehmen und -verbünden arbeiten Menschen aus verschiedensten Kulturkreisen und Nationen – auch mit ukrainischen und russischen Wurzeln – friedlich und engagiert zusammen, die Branche ist multikulturell und spricht sich gegen jede Form von Gewalt und Unterdrückung aus, wie sie gerade durch das russische Militär in der Ukraine verübt wird.“