Back to school: So bereiten sich Verkehrsunternehmen auf den Schulstart vor
Schulbeginn in Coronazeiten
In vielen Bundesländern geht es für Kinder und Jugendliche in den Augustwochen wieder zum täglichen Unterricht in die Schule. Für den öffentlichen Nahverkehr bedeutet das mehr Andrang auf Busse und Bahnen – eine Belastungsprobe in Zeiten von Corona, in denen die Abstandsregel großgeschrieben wird. Die entscheidende Frage: Wie haben sich Verkehrsunternehmen auf den Schulstart vorbereitet?
Das neue Schuljahr ist da – und Kinder und Jugendliche gehen wieder täglich zur Schule. Nach wochenlangem Homeschooling und den Sommerferien versuchen Bundesländer ihnen in Zeiten von Corona wieder ein normales Lernfeld zu ermöglichen. Für Verkehrsunternehmen bedeutet das aber: Tägliche Schulbesuche gehen mit mehr Fahrgästen in Bussen und Bahnen einher.
Zwar ist es in den Fahrzeugen bedingt durch das Homeoffice und die Kurzarbeit vieler Arbeitnehmer immer noch spürbar leerer als vor Corona, dennoch stellen sich Fragen wie: Wie lässt sich bei einem Andrang zum Schulstart Abstand in Bussen und Bahnen halten? Wie reagieren Verkehrsunternehmen des öffentlichen Nahverkehrs darauf – und wie Landesregierungen? Hier ein kleiner Überblick über unterschiedliche Vorkehrungen:
Größere Fahrzeuge pünktlich zum Schulbeginn
Fünf neue Busse haben den Verkehr in Rostock pünktlich zum Schulbeginn in Mecklenburg-Vorpommern am 3. August verstärkt. Die Fahrzeuge der RSAG überzeugen dabei nicht nur mit einem modernen Design und mehr Funktionalität, sondern auch mit Überlänge.
42 Sitzplätze und 130 Stehplätze verteilt auf 20 statt der üblichen 18 Meter bedeuten in Coronazeiten für Schüler mehr Möglichkeit, Abstand zu anderen zu halten. „Mit dieser Busgröße bieten wir auf stark frequentierten Linien durch die höhere Platzkapazität einen noch besseren Service“, freut sich RSAG-Vorstand Jan Bleis.
Und auch sonst sind die Busse bestens ausgestattet: Haltestangen in Edelstahl sind besonders hygienisch. Klimaanlagen sorgen für Frischluft und können eine Verbreitung von COVID-19 reduzieren.
Damit aber nicht genug: Die Fahrerplätze sind bereits mit Trennscheiben versehen – zum Schutz der Busfahrer und Busfahrerinnen als auch der Fahrgäste. Mit den neuen RSAG-Bussen ist damit auch das Öffnen der ersten Tür und der Vordereinstieg wieder möglich.
Aufklärungsarbeit für die ganz Kleinen leisten
Gerade in Krisenzeiten ist Aufklärungsarbeit wichtig. Schon
vor dem Start in das Schuljahr 2020/2021 haben
Verkehrsunternehmen ihren Fahrgästen Informationen zu Hygiene-
und Verhaltensregeln in Zeiten von Corona zur Verfügung
gestellt – unter anderem in Form von Hinweisschildern,
Durchsagen in Fahrzeugen oder an Haltestellen, auf Websites
oder über Social-Media-Kanäle.
Mit dem Schulbeginn setzen Verkehrsunternehmen nun verstärkt
auf schülergerechte Informationen. Leicht verständliche
Piktogramme oder Comics zeigen Kindern und Jugendlichen, an
welche Regeln sie sich halten sollen. Zum Schulstart hat die
RSAG beispielsweise folgenden Flyer verteilt:
Als es nach dem Lockdown Ende April wieder für Kinder und Jugendliche in die Schule ging, hat auch der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) einen kurzen Erklärfilm veröffentlicht. Dieser behält auch nach den Sommerferien nach wie vor seine Gültigkeit:
Verkehrsunternehmen arbeiten mit Schulen zusammen
Um den Andrang auf Busse zu entzerren, helfen auch gestaffelte Unterrichtszeiten. In der Regel beginnt und endet der Unterricht von Schulen in etwa gleich. Wird der Beginn der Unterrichtsstunden jedoch auf ein größeres Zeitfenster verteilt, können sich Schüler und Schülerinnen auch besser auf die Fahrzeuge und in den Fahrzeugen verteilen.
Genau dieses Konzept verfolgt die
Mainzer Mobilität. „Mit 140 Bussen haben wir am Morgen alles draußen, was
fahren kann“, erklärt Jens Grützner, Sprecher der Mainzer
Mobilität. Um aber noch mehr Platz in ihren Fahrzeugen und den
Abstand unter den Fahrgästen zu gewährleisten, arbeitet das
Verkehrsunternehmen Hand in Hand mit den ortsansässigen
Schulen zusammen – und genau die zeigen sich kooperativ, was
die Entzerrung des Unterrichtbeginns betrifft.
Ein Beispiel: In der Mainzer Altstadt befinden sich die
Maria-Ward-Schule und das Bischöfliche Willigis-Gymnasium
unmittelbar nebeneinander. In beiden Schulen begann der
Unterricht um 8 Uhr. Jetzt, nach den Sommerferien, startet das
Bischöfliche Willigis-Gymnasium bereits um 7.50 Uhr, die
Maria-Ward-Schule um 8.10 Uhr. Teilweise gibt es in Mainz auch
Schulen, die intern gestaffelte Unterrichtszeiten haben.
„Das hilft, unsere Fahrzeuge zu entlasten“, so Jens Grützner. Wie lange die Vorkehrung anhält, kann der Sprecher der Mainzer Mobilität nicht absehen. „Die Maßnahme gilt zunächst einmal bis auf Weiteres.“
Verkehrsunternehmen passen Fahrangebote an
Damit Fahrgäste in Bussen und Bahnen Abstand zueinander halten können, sorgen einige Verkehrsunternehmen pünktlich zum Schulstart für ein üppiges Fahrangebot. In Dortmund beispielsweise konzentriert die DSW21 alle Anstrengungen darauf, dass sich Fahrgäste bestmöglich in ihren Bussen und Bahnen verteilen können.
Zum NRW-Schulstart am 12.08.2020 fährt die DSW21 daher ein starkes Paket für Schüler und Schülerinnen auf. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Mit 441 Zusatzfahrten morgens und mittags wird das Angebot im Schülerverkehr mehr als verdoppelt. Insgesamt 21 Linien werden verstärkt. Bei ihrem Konzept setzt die DSW21 auf Breite statt Spitze. Konkret heißt das: Kapazitäten und Takte fährt das Verkehrsunternehmen morgens und mittags über einen längeren Zeitraum hoch. Auf diese Weise können sich die Fahrgäste nicht nur auf die Fahrzeuge, sondern auch in den Fahrzeugen besser verteilen.
Zuvor verstärkte die DSW21 Kapazitäten und Takte zwischen 7 und 8 Uhr. Nun wird beides auf den Zeitraum zwischen 6.30 Uhr und 9.30 Uhr ausgedehnt. Auch nachmittags zwischen 12 und 16 Uhr, also nach Schulschluss, wird das Angebot vergrößert. Dadurch halbieren sich auf vielen Verbindungen die Takte etwa von 30 auf 15 Minuten oder von 20 auf 10 Minuten.
„Wir bereiten uns seit geraumer Zeit intensiv auf den Schulstart vor“, betont DSW21-Verkehrsvorstand Hubert Jung. „Um die Bedürfnisse abzufragen, haben wir frühzeitig alle Dortmunder Schulen angeschrieben und um Rückmeldung sowie um eine zeitliche Staffelung von Schulbeginn und -schluss gebeten. Wir haben unser zusätzliches Angebot in der Morgen- und Mittagsspitze mehr als verdoppelt und sind damit sehr gut aufgestellt. An Schultagen rollt wirklich alles, was möglich ist.“
Dabei alleine bleibt es aber nicht: „Da es am Schuljahresbeginn meistens ein paar Tage dauert, bis sich alle Schülerinnen und Schüler an ihren Schulweg gewöhnt haben, werden wir genau hinschauen und Rückmeldungen von Fahrgästen und Schulen prüfen“, so Jung.
Das unternimmt die Landesregierung NRW
Verkehrsunternehmen unternehmen alles in ihrer Macht stehende, um Kinder und Jugendliche sicher zur Schule zur bringen. Die Verantwortung, den Schulstart in Coronazeiten zu stemmen, liegt aber nicht alleine bei den Verkehrsunternehmen, sondern auch auf politischer Ebene. Aus diesem Grund ergreift auch beispielsweise die Landesregierung NRW diverse Maßnahmen.
Wie NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst mitteilt, werden die Kommunen zum Schulstart am 12. August mit 1.000 extra Bussen unterstützt. Auf diese Weise haben Kinder und Jugendliche auf ihrem Schulweg mehr Platz, um Abstand zu halten. Geplant ist diese Maßnahme neben dem entzerrten Unterricht zunächst bis zu den Herbstferien.
In Sachen gestaffelter Unterrichtsbeginn heißt es seitens Schulministerium NRW: „Der Unterricht beginnt in der Zeit zwischen 7.30 Uhr und 8.30 Uhr. Der Schulträger entwickelt insbesondere in Zusammenarbeit mit den Verkehrsunternehmen eine abgestimmte Regelung und schlägt Zeiten für den Unterrichtsbeginn vor.“
Für einen sicheren Start in das Schuljahr 2020/21
Größere Fahrzeuge, engere Taktungen oder entzerrter Unterricht: Wenn es darum geht, Kinder und Jugendliche sicher zur Schule zu bringen, ziehen Verkehrsunternehmen bundesweit alle Register. Dabei kommt es auch auf Kooperation an – sowohl mit den jeweiligen Schulen als auch den jeweiligen Landesregierungen. Schulstart in Zeiten von Corona bedeutet, Hand in Hand zusammenzuarbeiten – schließlich kommen wir nur gemeinsam #BesserWeiter.